Nachhaltigkeit im Bankwesen

July 25, 2022

Nachhaltigkeit im Bankwesen

Ob klimaneutrale Energiegewinnung, Elektromobilität, oder die aktive Reduktion von Emissionen: Nachhaltige Innovationen sind der Weg hin zu einer grüneren Zukunft. Um solche Projekte realisieren zu können müssen diese jedoch zunächst finanziert werden. In dem Zuge kommt der Begriff Sustainable Finance ins Spiel. Diese Terminologie beschreibt die Betrachtung von Umweltfragen und die ökologisch nachhaltige Entwicklung im Finanzsektor, sowie Investitionen in grüne Geschäftsideen für eine zunehmend klimabewusste Zukunft.

Im folgenden wird zunächst auf aktive Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Bankwesen eingegangen und anschließend  werden wesentliche finanzpolitische Instrumente illustriert welche die Entwicklung hin zu einem umweltbewussten Finanzwesen vorantreiben.

Welche konkreten Standards werden im Bankwesen tatsächlich angewandt?

Aktuell gibt es in Deutschland 14 Banken, welche ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgen. Diese legten ethisch-ökologische Kriterien fest, welche kontroverse Branchen und Unternehmen teilweise oder komplett ausschließen. Investitionen im Bereich, Kinderarbeit, Arbeitsrechtsverletzungen, Menschenrechtsverletzungen, Atomkraft, etc. werden demnach unterbunden.

Im Gegenzug liegt der Fokus auf gezielten Investitionen in ökologische und soziale Geschäftsfelder, wie beispielsweise Bildung, Gesundheit und Pflege, erneuerbare Energien oder ökologisches Bauen. 

Allerdings haben einzelne Banken bezüglich ihrer festgelegten Kriterien viel Handlungsspielraum, da es keine einheitlichen Mindeststandards gibt 

Demnach ist der Begriff “nachhaltige Geldanlage” nicht geschützt.

Sustainable Finance

Im Zuge der Sustainable Finance etablieren die Regierungen der Länder sowohl national als auch internationale Regulierungen. 

Emissionszertifikate

Ein Beispiel wäre der Europäische Emissionshandel. Je nach Bedarf können die EU Länder CO2 Zertifikate kaufen oder verkaufen. Die dadurch erzielten Einnahmen fließen direkt in den Energie- und Klimafonds (EKF), der Klimaschutzmaßnahmen durch Investitionen in Energie-Effizienz, in erneuerbare Energien sowie in Klimaschutzprojekte fördert. 

Gegenüber der Einnahmen im Jahr 2020 durch die gehandelten Zertifikate haben sich die Umsätze innerhalb eines Jahres auf 5.3 Milliarden Euro verdoppelt. 

Berichtspflicht für Wirtschaftsaktivitäten 

Die EU-Kommission möchte Europa bis zum Jahr 2050 durchgehend klimaneutral aufstellen. Daher wurde die EU-Taxonomie-Verordnung verabschiedet, die zum 01.01.2022 bereits teilweise wirksam wurde. Sie führt Klassifizierungskriterien ein, die als Hilfe zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Wirtschafsaktivitäten und Investitionen dient. Zwei der sechs Ziele werden seit Januar bereits aktiv angegangen: Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel. Berichtspflichtig sind demnach seit Beginn des Jahres 2022 alle Unternehmen die bisher zur nicht finanziellen Berichtserstattung verpflichtet waren und unter die Berichtspflicht nach CSR-RUG fallen. Anhand des oblihgatorischen Berichts kann abgeleitet werden zu welchem Anteil unternehmerische Kennzahlen wie Umsatzerlöse, Investitions- und Betriebsausgaben einen ökologischen nachhaltigen Bestandteile haben. 

Für alle Nicht-Finanzunternehmen und Finanzunternehmen folgt ab dem 01.01.2024 die Pflicht, die unter die erweiterte Berichtsplicht nach CSRD fallen. 

Green Bonds

Grüne Anleihen können als festverzinsliche Darlehen verstanden werden, die explizit für die Finanzierung von Umwelt- oder Nachhaltigkeitsprojekten bestimmt sind. 

Mitte Mai führte Österreich seine erste umweltfreundliche Anleihe zu einem Preis von 4 Millarden Euro auf dem Markt ein. Der Fälligkeitstag beläuft sich auf den 23.Mai 2049 und die Anleihe wird mit einer Rendite von 1,876% bewertet. Aufgrud der  zunehmenden Nachfrage an umweltfreundlichen Projekten löste dieser Bond eine Investitionsanfrage von bis zu 25 Milliarden Euro aus. Durch kurzfristige Instrumente wie Schatzanweiseungen und Commercial Papers in seinem grünen Anleihenprogramm ist Österreich für Zentralbanken, Geldmarktfonds und andere kurzfristig orientierte Anleger attraktiv. 

Andere Länder planen durch eine baldige Aufstockung ihrer grünen Anleihen nachzuziehen, darunter Deutschland, die Niederlande und Großbritannien. Griechenland plant noch dieses Jahr in den Markt der Green Bonds einzutreten. 

European Green Bond Standard

Um den Markt für Green Bonds besser regulieren zu können, wollen die Vertreter des Wirtshafts- und Währungsausschusses gegen Greenwashing vorgehen und höhere Transparenz bei Ausgaben für Energien generieren. 

Mit Greenwashing  sind oberflächliche Umweltversprechen von Unternehmen oder Regierungen  gemeint, die zwar den Anschein von Nachhaltigkeit erwecken, letztendlich aber nicht dementsprechend agieren. Um dem entgegenzuwirken, dürfen allein grüne Anleihen nicht mehr mit dem European Green Bond Label (EUGB) gekennzeichnet werden, sondern müssen mit dem Klassifizierungssystem der europäischen Taxonomie übereinstimmen. So dient EUGB als Vergleich mit anderen grünen Anleihen. 

Um den  Missbrauch des EUGB-Siegels durch umweltunfreundliche Unternehmen zu schützen, bedarf es überprüfte Umstellungspläne für EUGBs. Dieser Richtlinenvorschlag ermöglicht es Unternehmen die Ausstellugen von Green Bonds zu untersagen, wenn gegen Vorschriften vertoßen wird. Der Druck die Regeln einzuhalten wird durch den Markt verstärkt, da rechtliche Schritte eingeleitet werden können, wenn das Versagen des Ausgebers eine Wertminderung der Anleihe zur Folge hat. 

Finanz- und Bankensektor als Treiber einer umweltbewussten Entwicklung

Durch Umsetzung dieser geschilderten Werkzeuge kann der Finanz- und Bankensektor als ein maßgeblicher Treiber für eine zunehmend nachhaltige Entwicklung fungieren. Durch die geschickte Kombination von Klimaschutz, sozialem Einsatz und finanzen können sich alle drei Bereiche gegenseitig positiv in ihrem Fortschritt beeinflussen. Während Finanzinvestitionen die technologische Entwicklung vorantreiben und Innovationen unterstützen, eröffnen sich neue Gewinnmöglichkeiten für Anleger durch nachhaltige Technologien. 

Spenoki Magazin.
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